Zunächst ist anzumerken, dass es eine Menge verschiedener Verfahren zum Gerben von Fellen gibt.
Einige dieser Möglichkeiten sind erst vor einigen Jahren entdeckt worden, andere sind wohl schon Jahrtausende alt. Auch ist eine Kombination verschiedener Gerbverfahren möglich, um aus einer Haut ein fertiges Fell oder Leder herzustellen.
Wegen der einfachen Beschaffungsmöglichkeiten, den geringen Mengen an Material und damit Umweltverschmutzung und Kosten, habe ich mich für eine Gerbung mit Kalialaun (Aluminiumkaliumsulfat) entschieden. Dieses Salz ist problemlos im Internet oder der Apotheke und die Ecke zu bekommen.
Was braucht man für zwei Häute?
Eine Kufte zum Einlegen der Häute
ca. 15 Liter Wasser je Arbeitsschritt, damit die Häute bedeckt sind
kräftige Kalialaunlösung (angegeben werden 20% – 30% – also 200g bis 300g je Liter Wasser) bei 15 Liter Wasser sind das ca. 4,5 Kg
Speisesalz max. 10 kg insgesamt für zwei Häute – Wenn getrocknet werden soll, sonst 3-4 kg
zwei Flaschen Essigessenz
Vorarbeiten
Vor dem eigentlichen Gerben kommen jedoch noch einige Vorarbeiten, die mehrere Tage dauern können.
Entfleischen
Zunächst einmal hat man da frische Häute vor sich liegen, die noch voll von Dreck und Blut sind. Nun kann man sich überlegen, was man als erstes tun will. Die Häute können an dieser Stelle auch mit Salz konserviert und erst später weiter verarbeitet werden. Ansonsten sollten möglichst alle Fleischreste, Fettgewebe und Unterhaut von der Fleischseite entfernt werden. Gerade an den Außenseiten eines Schaffells sitzt jede Menge Fettes Bindegewebe, das entfernt werden muss.
Da die Haut ab jetzt in verschiedenen Bädern liegen wird, ist vom Gammelfaktor her ein möglichst frühes und gründliches Entfleischen zu empfehlen.
Weichen der Haut
Zum Weichen der Häute wurden diese dann in der Badewanne platziert und nach einem ersten Abduschen das Ganze mit Wasser aufgefüllt (kein heißes Wasser!). Ein kleiner Schluck Wollwaschmittel sollte in der ersten Weiche für ein besseres Lösen des Schmutzes sorgen.
Nach etwa zwei bis drei Stunden, in denen die Häute immer wieder bewegt wurden, wurde das Wasser gewechselt und die Häute durften bis zum nächsten Tag, ebenfalls durch gelegentliches „umrühren“ unterbrochen ungestört baden (etwa 20 h).
Pickel der Haut
Als nächster Schritt der Vorbereitung auf das Gerben folgt das Pickeln der Häute. Das Pickeln sorgt dafür, das das Leder später weich wird – Pickelt man jedoch zu stark (also mit zu starker Säure), kann das Leder später leicht reißen.
Es wird in einer sauren Salzlake gepickelt – mit einem Säure-Gehalt von 0,5% – 2% und einem Salzgehalt von 6% – 10%.
Das Salz ist bei diesem Arbeitsgang dazu da, das die Häute nicht durch die Einwirkung der Säure Aufquellen. Daher sollte zunächst das Salz im Wasser gelöst werden, dann kommen die Häute hinein – und als letztes wird die Säure zugesetzt.
Auf 10 Liter Wasser braucht es ca. eine Flasche Essigessenz. Diese hat im Schnitt 24,9 % Säure und 400 ml. Dies macht am Ende eine 1% Lösung. Vorher ca. 1 KG Salz in das Wasser zugeben.
So kann das ganze dann – mit gelegentlichem Durchwalken der Häute – bis zum nächsten Tag stehen (ebenfalls so 16h – 20h).
Und jetzt das eigentliche Gerben
Zunächst werden etwa 100g Kochsalz je Liter Wasser aufgelöst – also eine 10%ige Salzlösung hergestellt. Dann werden etwa 200g bis 300g Kalialaun je Liter Wasser hinzugegeben. Dieses Salz löst sich etwas schlechter auf als normales Kochsalz, aber nach ein paar Minuten rühren ist auch das erledigt.
Jetzt kommen die Häute hinein und das Ganze wird einige Minuten lang ordentlich durchgewalkt. Dauer zwei bis drei Tage – immer unterbrochen von gelegentlichem Durchwalken, wann immer man dran vorbeikommt.
Leder fetten oder ölen
Würden die Felle nun einfach trocknen, hätte man kaum etwas im Vergleich zu den gesalzenen Rohhäuten gewonnen. Denn das Leder würde immer noch recht hart und brüchig. Aufpassen! Das Fett muss vor dem Trocknen des Felles in die Lederseite.
Eitempra ist die Lösung
Um also überhaupt eine Aufnahme von Fett oder Öl in das nasse Leder zu ermöglichen, muss das Öl mittels eines Emulgators mit Wasser mischbar gemacht werden.
Eine bereits im Mittelalter bekannte Möglichkeit, Wasser mit Öl zu vermischen stellt die Herstellung einer Tempera mittels Eigelb dar. Das Eigelb kann sowohl Wassermoleküle, als auch Fettmoleküle an sich binden und somit eine Emulsion erzeugen.
Ei, Leinöl und Wasser im Verhältnis 1:1:1 mischen, bezogen auf das Volumen, und kräftig verrühren oder in einer geschlossenen Flasche schütteln. Am besten vermischst du zuerst nur das Ei und das Öl, bevor du Wasser hinzugibst.
Das ganze ordentlich gerührt oder geschüttelt, bis sich eine gelblich, milchige Flüssigkeit bildet.
Diese kann dann mit einem größeren Pinsel auf der ausgebreiteten, noch feuchten Haut aufgebracht werden. Der ganze Vorgang des Einpinselns wird nach ein bis zwei Tagen noch einmal wiederholt um die Haut vollständig mit dem Öl-Gemisch zu tränken.
Jetzt kann das Fell trocknen. Ich habe es auf Wäschständer gelegt und häufiger gewendet
Fell stollen
Allerdings ist das Fell danach noch nicht überall so schön weich und flexibel, wie man es von einem Leder erwarten würde.
Das liegt teilweise daran, dass sich die einzelnen Hautfasern trotz aller Bemühungen ein wenig miteinander verklebt haben. Um diese Verklebungen wieder aufzubrechen und damit das Leder etwas geschmeidiger zu machen, wird das Leder gestollt. Das Stollen ist eine mechanische Nachbearbeitung des Leders – das Leder wird über eine Kante gezogen und damit quasi jede Stelle des Leders über diese Kante „gebogen“.
Stefan