Schur? Sure ;-)

Das Schaf wird seit Jahrhunderten vom Menschen nicht nur aufgrund seines Fleischs und seiner Milch geschätzt, auch die Produktion von Wolle war über eine lange Zeit hin ein wichtiger Grund für die Schafhaltung. Auch wenn heute die Bedeutung von Schurwolle im Vergleich zu Baumwolle oder synthetischen Fasern eher nachgelassen hat, steckt das unaufhöhrliche Wachsen der Wolle noch immer in der DNS vieler Hausschaf-Rassen. Zur Schafhaltung gehöhrt daher unweigerlich – auch aus rein medizinischer Sicht – die regelmäßige Schur.

Das Wichtigste in Kürze #

• Zeitpunkt: im Frühjar (Mai), wenn es nachts nicht mehr allzu kalt wird
• Nur trockene Schafe scheren, sonst droht Stromschlaggefahr!
• genügend Helfer:innen mobilisieren (nach zwei bis drei Schafen ist man platt)
• Werkzeug vorbereiten: Schergerät mit scharfen Klingen und Ersatzklingen, Stromaggregat, Verlängerungskabel, Gehörschutz, Klauenschere
• Arbeitsplatz vorbereiten: Platz mit viel Bewegungsfreiheit, trockener Untergrund, evtl. Plane, Säcke für die Wolle, Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel
• Zusatzarbeiten sinvoll: Klauen schneiden, Entwurmen

So läuft das Ganze im Detail ab… #

Vorbereitungen Teil 1

1. Wenn die Temperaturen im Frühling steigen und die Nächte bis auf absehbare Zeit nicht mehr sehr kalt sind, ist die richtige Zeit für die Schur. Meist kann ein Wochenende im Mai als guter Zeitpunkt gewählt werden.
2. Bei der Terminfindung berücksichtigen, dass ausreichend helfende Hände Zeit haben, dann Scheren ist (besonders wenn man es nicht gewohnt ist) sehr anstrengend!
3. Es ist ratsam einen Ersatztermin parat zu haben, falls das Wetter nicht mitspielt: Nasse Schafe dürfen keinesfalls geschoren werden (Stromschlaggefahr!)

Vorbereitungen Teil 2

1. Schermaschine heraussuchen und dabei besonders checken, ob die Messer noch scharf sind bzw. ob genügend scharfe Ersatzmesser vorhanden sind. Zwei bis drei Sätze Messer schaden nicht.
2. Stromaggregat mit ausreichend Sprit und Verlängerungskabel organisieren (mindestens 300 W stark)
3. Bei Tierarzt Wurmkuren organisieren, diese müssen meist kurzfristig vorher abgeholt werden. Hierzu muss dem Tierarzt ein „Gesamtgewicht“ aller Schafe genannt werden (z.B. 10 Schafe à 45 kg = 450 kg). Auf dieser Grundlage berechnet der Tierarzt dann die Menge an Wurmmittel und teilt mit, wie diese zu dosieren sind (z.B. 10 ml pro 10 kg Körpergewicht)

Am großen Tag, morgens:

1. Schafe im Stall einpferchen. Dazu ist man besser nur zu zweit oder zu dritt, alle anderen Helfer:innen halten sich noch zurück, damit die Schafe nicht „den Braten riechen“. Hilfreich ist im Notfall ein Weidezaun, der stetig enger gesteckt wird. Eventuell kann der Pferch mit drei Längsbrettern verstärkt werden.
2. Als trockener Arbeitsplatz ist der Traktor-Unterstand sehr geeignet. Hier den Boden fegen oder eine große Plane unterlegen (diese ist allerdings nach einiger Zeit etwas rutschig)
3. Das Stromaggregat kann abseits, z.B. im grauen Zelt abgestellt werden, das hilft den Lärmpegel etwas zu senken. Danach Verlängerungskabel verlegen
4. Schergerät ölen und richtigen Abstand der Messer prüfen (siehe Bedienungsanleitung)

Der Ablauf des Scherens:

1. Es gibt verschiedene Verfahren zum Scheren von Schafen, obiges Erklärvideo zeigt ganz gut das Scheren mit Handgerät
2. Man darf sich freuen, wenn das Schaf so entspannt liegenbleibt, wie im Video, manchmal ist das nicht so, deswegen ein paar Tipps:

• Am besten man arbeitet nur alleine am Schaf, das beugt Verletzungen am Tier und am Menschen vor. Außerdem lernt man nur so, wie es richtig geht=)
• Wenn das Schaf mittig auf dem Steißbein liegt, wird es unruhig, deshalb dies ggf. überprüfen
• Die Haut immer gut spannen, dadurch kommen keine Falten zwischen die Schermaschine. Keinesfalls am Fell ziehen, dadurch bilden sich Falten und tiefe Schnittwunden können entstehen
• Darauf achten, dass die Schur pro Schaf nicht zu lange dauert: Die Position ist sicherlich nicht gerade bequem für Schaf wie auch für Mensch

Nach der Schur:

1. Leider kommt es auch bei Profis vor, dass mal eine Hautfalte zwischen die Messer kommt. Deshalb nach der Schur, eventuelle Wunden mit Blausspray versorgen.
2. Am besten wird das Schaf nun gleich an die nächste Station weitergereicht, wo es die Wurmkur und Pediküre erhält, bevor es auf die Weide gestellt wird
3. Frischgeschorene Schafe können leicht einen Sonnenbrand bekommen. Daher besonders in der ersten Woche für ausreichend Schatten sorgen.